„Im Meroder Wald, in einer feuchten Talmulde südlich des Klosterberges (278m) (heute Knosterberg), liegt die Klosterruine Schwarzenbroich. Deren Lage war nicht immer so abgeschieden wie heute. Ganz im Gegenteil; in römischer wie in mittelalterlicher Zeit führte eine bedeutende Militär-, Handels- und Pilgerstraße vom Niederrhein über Gürzenich unmittelbar an Schwarzenbroich vorbei in das Hüttengebiet von Stolberg und weiter zu den Heiligtümern nach Kornelimünster und nach Aachen.
Die Klosterruine Schwarzenbroich, die selbst noch nach den in ihrem Gebiet geführten schweren Kämpfen des 2. Weltkrieges dem Betrachter eine Ahnung von der Größe der ehemaligen Anlage vermitteln konnte, ist in den letzten Jahren mutwillig niedergerissen und als Steinbruch ausgebeutet worden. Manch wunderschöner Spitzbogen des Kreuzganges wurde sinnlos zerstört. Mir selbst sind durch einen dummen Zufall bedingt ganze Bauteile in Aachen begegnet, auf die Frage: „Die kommen mir aber bekannt vor“, hieß es nur: „Nicht weitersagen die kommen irgendwo aus dem Meroder Wald“. Gerade den älteren Menschen aus der Herrschaft, zu deren liebsten Jugenderinnerungen der jährliche Schulausflug nach Schwarzenbroich, daselbst verbunden mit dem Genuss einer selbsthergestellten Brauselimonade, wie später der Sonntagsspaziergang dorthin, gehören, tut dieser Vandalismus schon weh. Wenn man vor Jahren einem Jogger im Wald begegnete und fragte: „Wo er dann gewesen sei, hieß es nur rund um Schwarzenbroich.“ Ich denke diese Stätte ist es auch heute noch wert besucht zu werden, leider sind die Zugangswege aus dem Meroder Teil des Waldes in einem äußerst traurigen Zustand. Die Wege sind so zerschunden und mutwillig durch Fahrzeuge zerstört, das es keine Freude ist sie zu benutzen. Die nachfolgenden Artikel sollen versuchen ein wenig das Geheimnis um Schwarzenbroich zu lüften.
Die Gründung des Klosters Schwarzenbroich
Das älteste anschauliche Zeugnis findet sich in der Schrift des Schwarzenbroicher Konventualen (Mitglied eines klösterlichen Konventes) Franziskus Thomas Frank aus dem Jahre 1627. Er war einer von zwei Mönchen der ein 18 Blätter umfassendes und in Köln erschienenes Büchlein „Origo monasterii vallis sancti Mathiae ordinis sanctae crucis et vita fundatoris eiusdem monasterii d. Werneri baronis Meroedensis sapientissimi et nobilissimi“; die Beschreibung der Gründung Schwarzenbroichs durch Graf Werner von Merode.
Der Konventuale Fr. T. Frank hat diese Legende fast 300 Jahre nach der Klostergründung niedergeschrieben in der typischen Verbrämung nüchterner Tatsachen und wundersamer Begebenheiten.
Das reale Wissen um die Entstehung des Klosters ist bis heutzutage recht spärlich. Einige Fakten sollen im folgenden dargestellt werden:
Kloster Schwarzenbroich wurde von dem Grafen Werner von Merode gegründet. Nach dem Zeitpunkt der Gründung, die mit dem Jahr 1340 angenommen wird, handelt es sich nach Schwarz um Werner IV., nach Domsta um Werner V. Eine Stiftungsurkunde ist bislang nicht aufgefunden worden. Fest steht aber, dass der Kölner Erzbischof Walram von Jülich mit Urkunde vom 19. Feb. 1340 (abgedruckt in Chr. Quix, s.o.), die Klostergründung genehmigt hat. In diesem Schreiben nimmt er Bezug auf Werners Bitte, an einem gewissen Platz in meinen Liegenschaften, Schwarzenbroich benannt, der samt zugehörigem Besitz und anliegenden Teilen für ein Kloster von Ordensleuten geeignet sei, die Niederlassung der Kreuzbrüder zu gestatten. Mit Dotationsurkunde vom 5. Sonntag nach Ostern 1340 (abgedruckt in Chr. Quix s.o.) übereignen die wahrscheinlich schon im hohem Alter stehenden Eheleute Graf Werner und seine Gattin Elisabeth mit ausdrücklicher Zustimmung ihres Sohnes Werner dem Kreuzbrüderkonvent zum wirtschaftlichen Unterhalt des Priors und der Brüder in ihrem neuen Hause 12 Tagwerke Weideland, anderthalb Tagwerk Weinberg und den Weinzehnten von dem bei der Burg Rode (Merode) gelegenen Weinberg, Kreuzberg genannt; dazu eine Reihe Erbpachten, Erbzinsen, jährliche Getreideansprüche von verschiedenen Höfen der Umgebung…
Bei kritischer Betrachtung dieser beiden Urkunden muss zweierlei auffallen:
Graf Werner dürfte wohl kaum eine Stelle schauerlicher und öder Einsamkeit, welche wegen des Dickichts des Waldes und des Dornengesträuches damals den Menschen unzugänglich war und allein von wilden Tieren bewohnt wurde, als für ein Kloster von Ordensleuten geeignet empfohlen haben. Zum anderen konnte bei den damaligen technischen Möglichkeiten in den ca. 2 1/2 Monaten zwischen den beiden Urkunden keineswegs der unwegsame Wald gerodet und Wohnraum für den Konvent erstellt und von diesem bezogen worden sein. Man darf also schließen, dass dort an der belebten Straße bereits eine Herberge bestanden hat, die den Mönchen aus dem Kreuzbrüderorden fürs erste als Wohnung diente, und die sie dann zum Kloster erweiterten und mit einer Kirche versahen. Weiteren Aufschluss über die Gründung des Kloster Schwarzenbroich mag ein Tafelbild geben aus Kloster Wenau, heute im dortigen Pfarrhaus (s. Bildtafel in Domsta Seite 80 s.o.). Dieses Bild aus der Kölner Malerschule Stefan Lochners (+1541) zeigt Ritter Werner in goldener Rüstung, kniend vor der Muttergottes und eine Standarte haltend mit dem Meroder Wappen. Auf der rechten Bildseite dargestellt der Apostel Matthias mit Evangelienbuch und Beilage.
Die lateinische Bildunterschrift lautet in der übersetzung:
Hier liegt der edle Graf Werner, Herr von Merode und Andrimont, Gründer des Kreuzbrüderklosters im Schwarzen Bruch in der Herrschaft Merode, welcher starb im Jahre 1341 im Monat Januar. Er möge ruhen in Frieden! Auch die Eintragung im Wenauer Memoirenbuch unter dem 14. Januar 1341 bestätigt, dass Graf Werner mit seiner Gattin Elisabeth daselbst ihr Grab fand. Eine Beisetzung in ihrer Klosterkirche Schwarzenbroich war deshalb nicht möglich, weil sie zu dieser Zeit noch nicht fertig war. Schließlich noch ein Auszug aus dem in lateinischer Sprache abgefassten Bruderschaftsbuch von Schwarzenbroich (Ex libro fraternitis Cruciferorum in Nigra-palude, vulgo Schwartzenbroich (abgedruckt in der „Zeitschrift des Aachener Geschichtsverein, IV 1882, Seite 14):
Daher ist fürs erste zu bemerken, dass der Graf Werner und Elisabeth, seine rechtmäßige Gattin, mit deren lieben Sohn Ritter Werner, genannt von Merode, im Jahre 1340 zuerst gegründeter haben dieses Kloster namens Schwarzenbroich zur Ehre Gottes, seiner Gottesgebärrein Maria, des heiligen Apostels Matthias und des heiligen Kreuzes. Daher mögen ihre Seelen mit allen ihren Nachfolgern, mit allen Erben und unseren Wohltätern ruhen in Frieden. Sie selbst wie auch alle unsere Wohltäter, deren Namen in diesem Verzeichnis aufgeführt sind, mögen Anteil haben an allen guten Werken, die durch uns und unsere Nachfolger geschehen sind und noch geschehen werden in Ewigkeit, Amen.
Interessant ist die Frage nach der Herkunft der Schwarzenbroicher Mönche. Stifter Werner von Merode hatte 1339 das Besitztum Andrimont, ca. zwei km nördlich von Verviers, Diözese Lüttich, erworben. Dort lernte er auch die Kreuzbrüder kennen, die in Lüttich eine ihrer ersten Niederlassungen hatten (seit 1273). Diese stand unter dem Patronat des heiligen Matthias. (Dessen Gebeine waren von der hl. Helena im Heiligen Land gefunden, nach Trier gebracht und dort in der Basilika der hl. Bischöfe Eucharius und Valerius bestattet worden. Ihre Spur war aber verloren gegangen. Im Jahre 1127 wurde das Grab bei Bauarbeiten wiederentdeckt. Dieser Apostel genoss allenthalben hier Wertschätzung und Verehrung, zumal er der einzige der engsten Vertrauten des Herrn ist, der nördlich der Alpen sein Grab gefunden). Wenn nun, wie dargelegt, die Verbindung der Merode zu Andrimont und damit zum Bistum Lüttich besonders eng war, so ist geradezu konsequent, dass die Schwarzenbroicher Mönche aus dem Sankt Matthiskloster zu Lüttich kamen und das Patrozinium dieses Heiligen hierhin brachten.
Die Blütezeiten und die Zeiten der Bedrängnis des Kloster Schwarzenbroich
Groß ist die Zahl der Erwerbungen, Stiftungen und Käufe, die den Zugewinn des Klosters im 14. bis Mitte de 16. Jh. beträchtlich mehren. Zahlreiche Urkunden geben davon noch Zeugnis. Schwarzenbroich wird innerhalb der rheinischen Kirchenprovinz zu einem der wohlhabendsen Klöster. Und immer wieder sind es die Merode, die Land Renten und Privilegien schenken. So können die Kreuzbrüder zu Beginn des 15. Jh. an einen Neubau bzw. an eine wesentliche Erweiterung ihrer Klosterkirche denken. Darin werden am 19. April 1429 durch den Kölner Weihbischof Konrad von Arnsberg zwei neue Altäre konsekriert; der auf der Südseite zu Ehren der besonderen Patrone, der seeligen, unbefleckten Jungfrau Maria, der hl. Katherina, der hl. Agatha, der heiligen Magdalene und aller heiligen Jungfrauen und Witwen; der auf der Nordseite zu Ehren des heiligen Stephanus, der hl. Nikolaus und aller hl. Märtyrer und Bekenner. Nunmehr hat die Kirche vier Opferstellen, was für eine größere Anzahl Mönche spricht. Die Doppelchoranlage lässt darauf schließen, dass die erste Kirche in Schwarzenbroich romanischen Baustil hatte.
In die Zeit der Hauptblüte im 15. und des angehenden 16. Jh. fällt auch eine großzügige Erweiterung und Ausstattung der Klosteranlage. Den älteren noch in Erinnerung sind die nordwestlichen Außenmauern der damaligen Neubauten. In Ziegelstein errichtet, hatte der Bau im Erdgeschoss acht große und im Obergeschoss zwölf kleinere Fenster, in rotem Eifeler Sandstein dekorativ gefasst und unterteilt. Dahinter befand sich unten das Refektorium (Speisesaal), oben das Dormitorium (Schlafsaal) mit zwei großen Kammern und 26 Einzelzellen. Weitere Zeugnisse des Wohlstandes unserer Kreuzbrüderniederlassung finden sich in der reichen und künstlerisch wertvollen Innenausstattung der Kirche. Erhalten geblieben sind zwei flandrische Schnitzaltäre aus dem Jahre 1520, deren einer in Langerwehe, der andere in Boslar bei Jülich steht. Bei dem Langerweher Altar sind der Stammbau Jesu, das Leidensgeschehen und die liebevoll erhabene Gestalt der Muttergottes wirkungsvoll in den Blickpunkt andächtiger Betrachtung gerückt. Erhalten blieb auch ein achtsitziges Chorgestühl aus dem Anfang des 15. Jh. mit spätgotischem Blattornament an den Seitenwangen und an den Miserikordien. Dieses Gestühl, auch in der Langerweher Pfarrkirche wurde im Chorraum aufgestellt. Erwähnenswert ist überdies die Rokokokanzel mit den Brustbildern der Evangelisten in Medaillons, dem zierlich durchbrochenen Treppengeländer und einem Schalldeckel mit geschweiftem Sims. Sie stammt aus der Mitte des 18. Jh. Und befindet sich ebenfalls in Langerwehe.
Die Hauptblüte des Klosters, die in Vergrößerung, Verschönerung und Ausstattung der Anlagen ihren Ausdruck findet, folgen Zeiten schwerer Kriegswirren und des Niedergangs des religiösen und sittlichen Lebens. Die Kriegswirren der Jülich’schen Fehde 1542/43, des Kölnisch-Niederländischen Krieges 1568-89 und des Jülich-Klevischen Erbfolgestreites sehen fremde Truppen, die raubend, plündernd, sengend und mordend durch das Gebiet unserer Heimat ziehen und auch vor Kirchen und Klöstern keinen Halt machen. Während der Ravensteinischen Fehde setzen Truppen Herzog Karls V. von Lothringen dem Kloster schwer zu und zwingen die Mönche zur Flucht. Eisenanker an Brau- und Backhaus zeigten noch vor dem letzten Kriege die Jahreszahl 1662, sicheres Zeichen für den Wiederaufbau nach Kriegszerstörung. Ende des 17. und im 18. Jh. können bedeutende Zuerwerbungen an Land, Geld und Naturalien verbucht werden. Um 1712 wird die Klosterkirche in schlichter barocker Form neugebaut. Das schöne Portal hat bis in unsere Zeit gestanden und wurde erst bei den Kämpfen im letzten Krieg völlig zerstört. Auch der an der Nordseite der Hauptmauer einst befindliche schöne Torbogen überstand den Krieg nicht.
Das Ende von Kloster Schwarzenbroich
Beim Herannahen der französischen Revolutionsarmee 1792 fliehen die Schwarzenbroicher Mönche in das Gebiet jenseits des Rheins. 1794 kehren 11 Patres und 2 Brüder wieder hierhin zurück. Ihr letzter Prior heißt Wilhelm Jacobs.
Was sie vorfinden? Die Franzosen haben Betten, Möbel, Decken, Wäsche und Geschirr requiriert für die Ausstattung ihres Lazaretts in Schloss Merode. Dem Kloster fehlen die Einnahmen; gleichzeitig steigen die Kontributionsforderungen der Besatzer immens an. So muss der Konvent am 23. Juli 1794 ein Darlehen von 60 Talern aufnehmen, zwei Jahre Später wieder eines über 400 Taler. Ein Hof von 45 Morgen muss verkauft werden. So mag das weitergegangen sein bis zur Aufhebung des Klosters 1801. Laut Konsularbeschluss verfällt das gesamte Klostervermögen dem französischen Staat. Das sind lt. Hauptbuch 80 Morgen Land in Pier; 58 Morgen in Girbelsrath, 50 Morgen in Mariaweiler, 35 Morgen sonst wo; der Hardter Hof mit 45 Morgen; 26 Morgen in Merode; 54 Morgen in Obermerz; 1 Morgen in Embken ; 3 Morgen in Kreuzau: Alles in allem 350 Morgen. Dazu 180 Morgen Wald und der zehnte von 1180 Morgen; ferner eine Mühle in Mariaweiler die 100 Taler Pacht einbringt. Das Gesamtvermögen wird auf 66039 Franken geschätzt. Die Spur der letzten Klosterinsassen verliert sich.
1802 konfiszierte der französische Staat das gesamte Eigentum der Kirche. Auch Kloster Schwarzenbroich wurde beschlagnahmt und seine Klostergemeinschaft aufgelöst.
Am 2. September 1803 wird das Kloster zur Versteigerung aufgeboten gegen eine Taxe von 30950 Franken. Am 1. März 1804 wird Schwarzenbroich von Gerhard Melchior Urbach aus Dürwiß und Johann Georg Stoltenhoff aus Eschweiler zum Preise von 30500 Franken ersteigert. Die neuen Besitzer gewannen aus dem eisenhaltigen Torf- und Moorboden Vitriolsalze und Alaun. Die dazu benötigten Siedepfannen errichteten sie in dem Gebäude, in dem die Mönche gebraut und gebacken hatten.
Am Abend des 24. März 1835 läuteten die Glocken in Echtz Feueralarm, denn Klostergebäude und Kirche in Schwarzenbroich standen in Flammen. Die beschädigten Gebäude wurden nicht wieder instand gesetzt, vielmehr wurde ein Jahr später am 17. September 1836 die gesamte Anlage nebst 42 Morgen Ackerland, 30 Morgen Wiesen und Gärten, 4 Morgen Wald und 30 Morgen Torfgruben zur Versteigerung von Notar Delhougne angeboten. Die Summe ist mir leider nicht bekannt zu der die gesamte Anlage dann doch schließlich an den Grafen von Merode verkauft worden ist. Damit kehrte das Kloster nach 496 Jahren wieder in die Hände der Stifterfamilie zurück. Leider waren die durch den Brand von 1835 verursachten Schäden ein nicht wieder gutzumachender Schlag für das Schicksal des Klosters.
Um 1900 erbaute die gräfliche Familie auf dem Klostergelände ein Forsthaus. Seine Bewohner nahmen zwar das umliegende Land wieder in Kultur, an den verfallen Klostergebäuden selbst wurde jedoch nichts getan. Nach dem 1. Weltkrieg machte der Meroder Jagdhüter Gottfried Porschen auf dem Klostergelände eine kleine Schänke auf, in der sich Wanderer stärken konnten. Ein Teil der Wirtschaftsgebäude wurde zwar wieder zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt, doch Kirche und Wohngebäude verfielen immer mehr. Der 2. Weltkrieg und die Benutzung der Klostergemäuer als „Steinbruch“ nach Kriegsende 1945 vollendeten schließlich das Zerstörungswerk. Heute ist die gesamte Anlage nur noch eine Ruine.„
nach H. Stüttgen
OVL | GPS | KML | ||
Streckendaten | |
Schwierigkeit | Einfach |
Länge | 12 km |
Dauer | keine Angabe |
OVL | GPS | KML | ||