Reisebericht von Felix Beißel
Tag 9
Ich hätte nicht besser schlafen können. Kalte Morgenluft, lauwarme Dusche, heiße Schokolade. Das warme Frühstück verspeisten wir sehr entspannt im Café unseres Hotels. Danach stand uns der gesamte Tag für eine weiterführende Besichtigung Bergens zur Verfügung. Außerdem wurde uns von der Touristeninfo mitgeteilt, dass es unmöglich sei, von Flam nach Ullvik zu wandern. Somit beendete der Schnee des kältesten Sommers seit 60 Jahren unsere Pläne für die letzten vier Tage unseres Norwegenurlaubs. Trotzdem galt es, die verbleibende Zeit in Bergen zu genießen. Außerdem beschlossen wir schnell, zwei weitere Orte, zuerst Kinsarvik dann Odda, respektive deren Campingplätze und Wanderrouten zu besuchen. Wir entschieden uns dann, den Hügel am Stadtrand Bergens zu besteigen. Jede Stadt sollte von oben zu betrachten sein. Es vermittelt ein Gefühl der Größe, über der Stadt zu schweben und sie abstrakt in Abschnitte einzuteilen, den Wegen der Autos, Schiffe und Züge zu folgen, bekannte Orte zu finden und in Gedanken von einem zum anderen zu wandern. Trotzdem, Bergen so von oben gesehen zu haben verdeutlichte mir auch, wie wenig wir diese Stadt kennenlernten. Letztlich standen wir nur mit uns in Kontakt, besuchten touristisch aufbereitetes Baugut und brannten positive wie negative ästhetische Erfahrungen der kleinen Innenstadt auf unsere Festplatten, nicht mehr. Bergen machte dies allerdings auf eine originelle Weise sehr spannend. Weitaus spannender als Oslo und ohnehin eines Wiedersehens würdig. Burgerking am Abend.
Tag 10
Citibox Café am Morgen. Um 12 checkten wir aus und traten den Weg zum Busterminal an.
Einst fuhr ein junger Mann den Bus nach Hause. Es war sein Bus. Das befand er so. Er wählte den Lenkradeinschlag mit Feingefühl, nicht zu hektisch, spürte den Untergrund und justierte den Bus um jede Unebenheit. Das Gaspedal trat er vorsichtig, wenn es auf dem Weg zum Fußboden stockte, federte er den Gegendruck ab. Die Erinnerung flammt auf, wenn er sich auf dem vordersten Sessel im verstaubten Innenspiegel sieht. Seit der ersten Fahrt zählt er die Tage. Er fühlte Staub auf seiner Stirn, die Autos waren es, nein, die Vögel, die immer auf dem Bus sitzen, nein, die Straße staubte. Jetzt war er sicher, der Bus war verstaubt, denn die alte Straße staubte. Der Staub fiel weiter und den jungen Mann betäubte dies. Er wurde müde, der Fuß schwerer und sank, das Lenkrad riss er umher. In seinen Augen trübte sich das Bild der Straße vor ihm. Sie wurde enger. Je enger sie wurde desto stärker presste er das Gaspedal zum Boden. Er musste entfliehen, sich nicht von der Straße fangen lassen. Die Steine am Wegesrand schürften mit einem lauten Schall der Seite des Busses entlang. Wie aus einem Traum schreckte er hoch. Was war passiert? Er hielt an, lachte kurz, sah keinen Staub mehr und fuhr weiter.
Tatsächlich waren wir Teil jener Busfahrt. Die norwegischen Straßen sind sehr gut verarbeitet, leider aber oft zu schmal und umgeben von Felsen, in hohen Lagen auch von Schnee.
Kinsarvik begegnete uns am sonnigen Nachmittag. Ein wenig Sonnenlicht schafft Tiefe und konturiert die ansprechende Landschaft des norwegischen Dorfes. Kinsarvik, durchflossen von einem Schmelzwasserzuläufer, liegt in einer Bucht eines Fjordes. Der örtliche Campingplatz liegt ca. 10 m über dem Wasserspiegel, was uns eine sehr schöne Aussicht genießen ließ. Außerdem gab es hier sehr moderne und saubere Sanitäranlagen und alles zu einem vergleichbaren Preis. Wir bezahlten insgesamt 250 Kronen für eine Nacht und dank Marvin („could we get a little discount? Because we are poor…“) erhielten wir vier kostenlose Duschmarken. Der frühe Abend brach zwischen den grünen Bergen und wir unsere 1-Kilo Packung Fusilli an. Dazu gab es Pesto. Oder Pasta, wie Alex sagen würde ;). Wir besprachen unsere Pläne für die nächsten Tage: Morgen würde gewandert und der Ort gewechselt. Am zwölften oder dreizehnten Tag soll die Trolltunga Route, die im Folgenden noch näher beschrieben wird, von uns absolviert werden. Am 14. Tag kämen wir in Oslo an und führen nach Rygge weiter um dort in freier Wildbahn zu übernachten und mittags den Flug FR 6099 nach Hause zu nehmen. Ansonsten trafen wir beim Abspülen Jonas (30, sportlich) und befanden unsere Unterkunft für sehr komfortabel. Sogar eine gute aber teure Imbissbude thront neben dem Rezeptionsgebäude und verbreitet den wunderbaren Duft der frischen Buletten. Liegt man nachts auf der Isomatte, Marvin kaufte sich übrigens eine neue, fällt das Nachdenken leicht. Ich bin mir rückblickend nicht mehr sicher, weshalb ich vor dem Einschlafen traurig wurde.
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Schwierigkeit | Normal |
Länge | keine Angabe |
Dauer | keine Angabe |
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