Wandern auf dem Märchenlandweg Etappe 03
Gottstreu – Veckerhagen
Start: Oberweser-Gottstreu, Waldensermuseum
Die heutige Wanderung auf dem Märchenlandweg beginnt auf den Spuren von Waldensern und Hugenotten – am Waldensermuseum in Gottstreu, das Sie sonntags von 15.00 – 17.00 Uhr und nach Absprache besichtigen können.
LUX LUCET IN TENEBRIS, – das Licht leuchtet in der Finsternis – so lautete der Wahlspruch der Waldenser, die, wie auch die Hugenotten, Anhänger des reformierten Glaubens waren. Beide Glaubensgruppen wurden im katholischen Frankreich nach Aufhebung des Toleranzedikts von Nantes am 18. Oktober 1685, gnadenlos verfolgt. Etwa 3800 der insgesamt ca. 300.000 –500.000 Flüchtlinge fanden ab Frühjahr 1686 in der, durch den 30 –jährigen Krieg stark entvölkerten Landgrafschaft Hessen-Kassel Zuflucht.
Zwei Ortsteile Oberwesers, Gottstreu und Gewissenruh, wurden 1722 von Landgraf Carl zur Ansiedlung von Waldensern gegründet.
Für die Grimm´sche Märchensammlung waren Hugenotten und Waldenser insofern von Bedeutung, als dass die meisten der bekannten Märchen ihren Ursprung nicht etwa in Nordhessen haben, sondern aus Frankreich und Italien stammen und von den Glaubensflüchtlingen quasi importiert wurden.
Nach so viel Geschichtlichem geht es nun aber los – auf dem Märchenlandweg, der bis Veckerhagen gleich läuft mit der Hugenotten-Route.
Vom Waldensermuseum folgen Sie der Waldenserstraße bis zum Ortsausgang Gottstreu. Nachdem Sie die letzten Häuser Gottstreus hinter sich gelassen haben, wandern Sie auf einem befestigten Weg parallel zur B80 bis zu einem gewerblichen Betrieb. Dort überquert der Märchenlandweg die B80 und führt zum Grillplatz „Zu den Eichen“ und weiter zur Gaststätte „Zum Lindenwirt“.
Falls Sie ein wenig an der Weser, beim beruhigenden Rauschen des Wassers verweilen oder sich vor der Wanderung noch einmal stärken möchten, lohnt sich dieser Abstecher. Ansonsten empfiehlt es sich, an der Kreuzung nach rechts und an der nächsten wieder nach links abzubiegen – dann stoßen Sie nach wenigen Metern wieder auf den Märchenlandweg, der auf diese Seite der B80 zurückkehrt.
Die gesamte Wanderung hindurch werden Sie von zwei Konstanten begleitet: der Weser zu Ihrer Linken und dem sagenhaften Reinhardswald zu Ihrer Rechten, in den Sie alsbald ein Stückchen hineinwandern. Zuerst laufen Sie jedoch noch durch Wiesen und Felder, queren einen weiteren Bach und marschieren dann ca. 10 min. am Waldrand entlang. Im Wald angekommen geht es stetig bergauf. An der ersten Kreuzung wandern Sie geradeaus weiter, dann macht der Weg eine enge Linkskurve und überquert dabei erneut einen kleinen Bach. An der nächsten Kreuzung wählen Sie den linken Weg, nun geht es wieder abwärts in Schlangenlinien bis zum Waldrand, an dem Sie nach rechts entlang wandern.
Blicken Sie von hier aus zurück, sehen Sie jenseits der Weser gelegen das Dörfchen Bursfelde mit den Resten des Klosters, von dem noch die sehenswerte Klosterkirche erhalten ist. Die ehemalige Benediktinerabtei, 1093 von Graf Heinrich dem Dicken von Northeim gegründet, war um 1440 Ausgangspunkt für eine wichtige klösterliche Neuerungsbewegung, die als „Bursfelder Kongregation“ in die Geschichte einging und der sich in Mitteleuropa 180 Klöster anschlossen.
Sie laufen ein Stück weiter und gelangen hinter einem kleinen Waldzipfel an die Sitzgruppe „Staue“. Genießen Sie den Ausblick auf die Weser und am anderen Ufer auf den Ort Glashütte, dahinter auf den Bramwald und darin gelegen, etwas weiter nach rechts, in dem Waldstück, das bis an die Weser heranreicht, die sagenumwobene Bramburg! Diese Burg spielt eine wichtige Rolle in dem Sagenzyklus um einige der vielen Burgen des Reinhardwaldes, die Sababurg, die Trendelburg, die Krukenburg und die Burg in Gieselwerder, denn hier soll ebenfalls eine der Riesenschwestern gelebt haben, die blinde Brama.
Diese ereilte der Sage nach ein schlimmes Schicksal: Ihre böse und missgünstige Schwester Trendula ermordete Sie in einem Waldstück bei Wülmersen, das noch heute den Namen „Mordkammer“ trägt. Sie schütteln sich den leichten Schauer von den Schultern, der Sie ob dieser grausigen Geschichte überfallen hat und wandern weiter, vorbei am Haus „Die Staue“ und der ehemaligen Jugendherberge.
Durch einen weiteren kleinen Waldzipfel geht es bergab in das Tal der Olbe. Sie überqueren den Bach und wandern anschließend nach links, in Richtung B80. Kurz bevor Sie diese erreichen, geht es wieder nach rechts, bergab auf einem Waldpfad. In diesem Bereich treffen Sie auf ein Naturdenkmal, eine alte Linde. Nachdem Sie die Quarmke überquert haben, laufen Sie noch ca. 10 min. geradeaus durch den Wald. Dann macht der Märchenlandweg eine scharfe Kurve nach rechts und es geht bergauf. Den nächsten befestigten Forstweg kreuzen Sie und wandern dann nach links, zurück in Richtung Weser.
Dabei folgen Sie dem Verlauf des Mölmkebaches, den Sie schließlich queren. In diesem Bereich befand sich ehemals eine Ziegelhütte. Die letzten 45 min. der Wanderung sind angebrochen. Bis Veckerhagen läuft der Märchenlandweg nun immer am Waldrand entlang, ab und zu geht es noch mal ein Stückchen in den Buchenwald hinein. Links von Ihnen, jenseits der mit vielen kleinen Bächen durchzogenen Wiesen und Felder, blicken Sie hinab auf die Weser und weiterhin auf Bramwald und Bramburg am anderen Weserufer. Der Berg des Reinhardswaldes zu Ihrer Rechten, der Staufenberg (472m), ist nach der Göttin Stufo benannt.
Aus dem Wald aus Richtung Weißehütte kommend erreichen Sie den Ortseingang Reinhardshagen – Veckerhagen und biegen auf die Weserstraße. Nach einigen Metern lassen Sie die ehemalige „Landesherrliche Eisenhütte zu Veckerhagen“ rechts liegen. Sie folgen weiterhin der Weserstraße bis zur B 80, biegen dort nach links auf diese, die Karlshafener Straße. An der ersten Querstraße biegen Sie rechts in den „Unteren Hasselbach“ ein, dem Sie bis ans Weserufer folgen.
Dann gehen Sie am Weserufer nach rechts und einige Meter weseraufwärts vorbei an der Statue der Brama bis zur Gierseilfähre. Gehen Sie schließlich nach rechts die Weserstraße hinauf bis zur B 80. Sie sind nun am Wilhelmsplatz, dem Ziel der heutigen Wanderung auf dem Märchenlandweg.
Lieben Sie das Glücksspiel? Dann seien Sie vorsichtig, denn Reinhardshagen wie auch der gesamte Reinhardswald ist für seine listigen Spieler bekannt. Schließlich soll die Entstehung des Waldes auf ein Würfelspiel des Grafen Reinhard gegen den Bischof von Paderborn zurückgehen. Graf Reinhard verlor all sein Hab und Gut, so auch seine Grafschaft. Der Bischof gewährte ihm seine letzte Bitte: noch einmal zu säen und zu ernten. Der listige Graf säte daraufhin Eichen und Buchen…
Infos/Kontakt
Märchenlandweg/Deutsche Märchenstraße e.V.:
Kurfürstenstraße 9
34117 Kassel
Tel: 05 61/92 04 79 – 10
Fax: 05 61/92 04 79 – 30
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Streckendaten | |
Schwierigkeit | Normal |
Länge | 14,5 km |
Dauer | 5 Std. |
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