Wandern auf dem Märchenlandweg
Streckenbeschreibung Nr. 11
Von Nieste über Wickenrode nach Helsa
Start: Niester Kirche
Start der heutigen Wanderung auf dem Märchenlandweg ist die, in gotischer Bauform errichtete, „neue“ Niester Kirche (gebaut 1844-1846), die die alte Kirche aus dem 15. Jh. ersetzte. über den Kreuzungsbereich „an der Linge“ (an der Linde), verläuft der Märchenlandweg nun durch die romantische Bergstraße bergauf. Vorbei an der alten Post (herausragender Fachwerkbau, erbaut 1912) geht es weiter den Berg hinauf bis in die oberste Straße, den „Berghof“. Der nun im Wald verlaufende Weg bietet herrliche Ausblicke über das ganze Tal. An der Grillhütte erreichen Sie den fast höchsten Punkt der Panoramastrecke. Danach wandern Sie auf dem Märchenlandweg bergab, durch die Endschlagsiedlung, über die Landstraße bis zum Naturpark-Parkplatz „Bunte Bock“. Hier fließt der Endschlagbach in die Nieste, den Bach, der Nieste seinen Namen gab. Von drei Quellbächen der Nieste, der Dürren Nieste, dem Wiessborn und dem Schwarzborn, handelt das Märchen von der „Weißen, der Schwarzen und der Dürren Nieste“. Das Märchen besagt, dass es sich bei den drei Quellen um verwunschene Schwestern handelt, die das Leben im Wald dem Leben an der Seite eines Ehemannes vorzogen…
Nachdem Sie die Nieste überquert haben, geht´s geradeaus und bergauf in den Wald hinein, bis Sie zu einem querlaufenden Forstweg gelangen. Diesem folgen Sie nach rechts hin, durch eine scharfe Linkskurve und anschließend in einer scharfen Rechtskurve einen weiteren Quellbach der Nieste überquerend. An der nächsten Kreuzung wenden Sie sich nach links und wandern ca. ½ Stunde stetig bergan, bis Sie zum sogenannten „Zollstock“ (420m hoch, Rasthütte) gelangen. Hier betreten Sie Helsaer Gebiet, deutlich gekennzeichnet durch die Stein gewordene Helsaer Märchengestalt. „Heute back ich, morgen brau ich und übermorgen hole ich der Königin ihr Kind. Ach, wie gut dass niemand weiß, dass ich….“ Ja wie heißt es denn gleich, das im Märchen wild um ein Feuer herumhüpfende Männchen? Die Antwort erfahren Sie spätestens in Helsa, dem Zielort der heutigen Wanderung auf dem Märchenlandweg.
Weiter geht´s dann auf demselben befestigten Weg durch die, mit dem an dieser Stelle seltsam anmutenden Namen „Moskau“ bezeichnete Gemarkung, bis Sie nach ca. 45 min. an eine Wanderwege-Kreuzung gelangen. Der Märchenlandweg biegt nach rechts ab und führt durch eine langgezogene Rechtskurve bergab zur Quelle „Helserborn“. Kosten Sie vom frischen Quellwasser und genehmigen Sie sich eine Rast in der Hütte!
Anschließend geht es links des Baches hinab durch den Wald. Nach einer Linkskurve erreichen Sie am Böllenberg die ersten Häuser einer Wochenendsiedlung, die Sie, rechts abbiegend, durchlaufen. Schließlich gelangen Sie an einen weiteren Bach, den Giesenbach und wandern an diesem entlang bis nach Wickenrode hinein, einen ehemaligen Bergmannsort. Der Berg schräg links vor Ihnen ist der Hirschberg. Hier wurde noch bis vor wenigen Jahren Braunkohle abgebaut – der Sage nach ein Geschenk Frau Holles an die armen Bürger Wickenrodes. Der Hirschberg gehört bereits zu den Ausläufern des Hohen Meißners, des Hausbergs Frau Holles, die des Winters Ihre Kissen ausschüttelt, so dass die malerischen Fachwerkdörfer und -städtchen rings um den Berg mit einer dicken Puderzuckerschicht überzogen zu sein scheinen. Die weise Frau und Hexe half des öfteren rechtschaffenen Wickenröder Bürgern in der Not – und bestrafte die Bösewichte bitterlich.
Zurück zur Wanderung: Sie überqueren die B 451 und schlängeln sich auf dem Märchenlandweg durch den Ort. Dabei kommen Sie an der Kirche vorbei. Im Haus unterhalb der Kirche soll es gespukt haben. Hoffentlich tragen Sie einen Kreuzdornzweig bei sich: ein solcher verbannte den unruhigen Geist… Nach leichtem Anstieg am Ortsrand von Wickenrode entlang, mit schönem Blick zurück aufs Dorf, erreichen Sie fast den Wald. Doch halt! – vorher geht es nach rechts bis zu einer Grillhütte. Dieser Platz wirkt ein wenig verwunschen: zu Recht, denn hier halten sich bevorzugt die Wickenröder Spukgestalten auf. Hören Sie das Heulen? Dieses stammt von dem Geist, den Sie schon am Spukhaus kennengelernt haben, und der im Honighof noch immer umherirren soll. Am ersten Mai begegnen Sie hier vielleicht Frau Holle, die einer anderen Sage nach von dieser Stelle aus armen Waisenmädchen half.
Vom Honighof wandern Sie wieder hinunter in den Ort, gelangen so zum Friedhof und an dessen Ende zum Rösenweg. Dem folgen Sie nach links und wandern nun durch das Wedemann-Tal immer am Wedemannbach entlang. 1 km vom Ortsausgang Wickenrodes entfernt befindet sich zu Ihrer Rechten, unterhalb des Waldrandes, das sogenannte Lappenloch, ehemals ein Glashüttenstandort mit riesigen Aufschüttungen. Davon ist heute allerdings nichts mehr zu sehen. An einem kleinen Wasserfall vorbei erreichen Sie schließlich Helsa.
Der Erholungsort liegt in einem von Wald umschlossenen Tal. Das bestechende malerische Fachwerk der Häuser ist Aushängeschild der Gemeinde, welche im Jahr 2003 ihren 650. Geburtstag feiern durfte. Die spätgotische evangelische Wehrkirche, in der kürzlich Wandmalerei aus frühreformatorischer Zeit entdeckt wurde, der Wehrturm mit zum Teil vorhandener Wehrmauer sowie die Gemeindeschänke stellen den Mittelpunkt der „Perle des Lossetals“ dar. Na, ist Ihnen die Lösung des Rätsels um das mysteriöse Männchen eingefallen? Wenn nicht finden Sie sie inmitten des Dorfes, an einem hierzu gestalteten Brunnen.
Doch nicht nur die berühmte Märchenfigur der Brüder Grimm fühlt sich in Helsa heimisch: gleich an zwei Plätzen findet sich ein Denkmal des berühmtesten Helsaer Bürgers Merten Jäger. Am Seitengiebel eines Fachwerkhauses gegenüber der Helsaer Kirche sieht man ein schönes Schnitzwerk aus dem 18. Jahrhundert, welches einen bärtigen Mann darstellt, den Hund und ein Gewehr als Jäger kennzeichnen. Etwa hundert Meter von diesem Merten-Jäger-Haus entfernt befindet sich der Merten-Jäger-Brunnen- ein Werk der 1920er Jahre, das 1945 zerstört und vor wenigen Jahren wieder neu errichtet wurde.
Die Sage erzählt von diesem Merten Jäger, er habe den Helsaern im Dreißigjährigen Krieg eine neue Glocke als Ersatz für die von kaiserlichen Truppen geraubte alte Helsaer Glocke beschafft – durch einen überfall auf kroatische Landsknechte, die zufällig eine Glocke mit sich führten. Diese Glocke hängt noch heute im Helsaer Kirchturm. Als Dank für seine beherzte Tat schenkten die Helsaer dem Merten Jäger eine Mühle im Dorf, die sogenannte Obermühle. (nach Dr. Klaus Peter Rippe, Helsa)
Mit viel Geläut endet nun die heutige Wanderung auf dem Märchenlandweg.
Hinweise und Tipps
Streckenlänge: ca. 13 km
Wanderzeit: ca. 2 Std.
Markierung: , und: in Nieste bis Parkplatz „Buntebock“: K, Bachlauf bis Schutzhütte „Zollstock“: ï, „Zollstock bis nächste Wanderwegekreuzung: M, dann bis Schutzhütte „Helserborn“: B
Einkehrmöglichkeiten:
Nieste: Wandergruppen können sich nach Absprache mit der Gemeindeverwaltung auf den Rastplätzen mär-chenhaft versorgen lassen. Tel.: 05605/9441-0
öPNV:
Nieste: Bus 32 (KS-Hbhf – Niestetal – Staufenberg – Nieste), 36 (Oberkaufungen-Nieste)
Helsa-Wickenrode: 206 (Helsa – Großalmerode – Witzenhausen)
Helsa: Tram: 4 (KS-Mattenberg – Kaufungen – Helsa – Hess. Lichtenau), Bus: 206 (s.o.)
Sagen und Märchen:
Nieste hat das Märchen „Tischlein-Deck-Dich“ ausgewählt, außerdem: Sage „Riesengeschosse“ auf dem Sensenstein; eine Riesenskulptur des österreichischen Professors Robert Colnago ist im Eingangsbereich der Jugendburg aufgestellt.
Helsa-Wickenrode: „Honighofsage“, „Schusterfranz Geist“, „Die Trollblumen vom Hirschberg“, „Frau Holle am Hirschberg“
Helsa hat zur Deutschen Märchenstraße und zum Märchenlandweg das Märchen „Rumpelstilzchen“ ausgewählt. Am Märchenlandweg gibt es Skulpturen zu sehen, die Schüler der Freiherr vom Stein- Schule in Hess. Lichtenau unter dem Motto „Märchen und Mystik in Helsa“ anfertigten. Zu Beginn und am Ende des Helsaer Märchenlandweg-Abschnitts sind „Rumpelstilzchen-Steine“ aufgestellt. Außerdem folgende Sagen: Die gestohlene Glocke, Der Nachzehrer (Die einzige Vampir-Sage am Märchenlandweg)
Sehens- und Wissenswertes:
Nieste: bis 1831 braunschweigisch und hessisch, danach nur kurhessisch; Kirche 1894
Helsa-Wickenrode: 1297 als Wikersa an das Kloster Kaufungen; Kirche 1786. Der Bach Wedemann hieß ursprünglich Noitreff
Helsa: Kirche im ehemaligen Wehrkirchhof, Rechteckchor um 1500, Schiff 1593 erneuert; im Innern 3 seitige Empore 1594, spätgotische Kanzel 16. Jh.; Merten-Jäger-Haus Berliner Str. 11, Merten-Jäger-Brunnen
Infos:
Gemeindeverwaltung Nieste, Vor der Warte 25, 34329 Nieste, Tel: 05605/94410, www.nieste.de
Gemeindeverwaltung Helsa, Berliner Straße 20, 34298 Helsa www.Helsa.Hessennet.de
Infos/Kontakt:
Märchenlandweg/Deutsche Märchenstraße e.V.:
Kurfürstenstraße 9
34117 Kassel
Tel: 05 61/92 04 79 – 10
Fax: 05 61/92 04 79 – 30
Verfasser: R. Weiland, Schauenburg; C. Merkel, Region Kassel-Land e.V., Gemeindeverwaltung Nieste, HWGHV Ortsverein Helsa; Andrea Lengemann, Gemeindeverwaltung Helsa
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Streckendaten | |
Schwierigkeit | Normal |
Länge | 14,9 km |
Dauer | 5 Std. |
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