Kall Trail – Von Vossenack nach Schmidt

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panzerketteKall Trail Länge: 8,5 km Dauer: 2,5 – 3 Std. Höhenunterschied: 160 m Steigung gesamt: 360 m

Wegbeschreibung

Als „Kall Trail“ wird die Wegführung bezeichnet, die Eisenhower im Herbst 1944 für den Durchbruch der amerikanischen Armee ins Rheinland und als Hauptnachschubweg gewählt hatte. Er sollte von Germeter und Vossenack durch das Kalltal nach Kommerscheidt und Schmidt führen. Die Hänge und Wälder auf der östlichen Seite waren von Deutschen besetzt, auf der Höhe „Buhlert“ lagen deutsche Panzereinheiten, der deutsche Nachschub wurde z.T. durch das Kalltal transportiert. Vossenack lag im Schussfeld der deutschen Artillerie auf dem Bergrücken von Brandenberg und Bergstein.

Kein Wunder, dass es zu erbitterten Gefechten kam. Die Amerikaner waren von vornherein im Nachteil. Der nur ca. zwei Meter breite Weg führt nach Eintritt in den Wald steil nach unten und am Hang entlang. Die ebenfalls ca. zwei Meter breiten Sherman-Panzer blieben sehr bald liegen, teils, weil sie auf Minen gefahren waren, teils, weil sie ihre Ketten verloren oder an einer Felsnase hängen blieben.  Die wenigen Panzer und Truppen, die es bis Kommerscheidt schafften, blieben ohne Nachschub und Verstärkung, und mussten schließlich unter hohen Verlusten zurück fliehen.

Track description in English language

Der Weg startet am Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“ (1) (Tel.: 02429 / 90 26 13) und führt vorbei an der Kirche von Vossenack (2), in der  während der Schlacht auch gekämpft wurde. Daran erinnern sowohl eine Tafel in der Kirche, wie auch die künstlerisch gestalteten Eingangstüren und Fenster.

Das Splitterkreuz (3) markiert den damaligen Beginn des Kall Trails.

Wenig später passieren Sie das „Stumms Krüzche“ (4), das noch heute die Spuren der Kämpfe trägt. Die Aussicht (5) von Vossenack auf Schmidt lässt auch  hier noch nicht erahnen, welches tiefe Tal die beiden Ortschaften trennt.

Kurz nach dem Einstieg in den Wald liegt die Stelle, an der Lieutenant Fleig mit seinem Sherman auf eine Mine fuhr und den Kall Trail blockierte (6). Hier  stürzten auch einige Panzer ab, ebenso an der Felsnase, die von den Pionieren erst mühselig beseitigt werden musste, da sie den Weg extrem verengte. Sie liegt unmittelbar vor der rechterhand im Hang befindlichen „Aid Station“ (7).

Das Bild „A Time for Healing“ im Museum gibt eine sehr realistische Darstellung der damaligen Situation wieder. Auf der Kall-Brücke (8) befindet sich heute eine Gedenkskulptur in Erinnerung an die humanitäre Aktion des deutschen Stabsarztes Dr. Stüttgen; auf der Tafel finden sich dazu weitere Informationen.

Am gegenüberliegenden Hang Richtung Kommerscheidt liegt noch die Panzerkette (9) eines Shermans, den das flüchtende 707. Tank-Bataillon, wie alle anderen Fahrzeuge auch, zurücklassen musste.

Weiter in Richtung Kommerscheidt liegt die Wiese (10), die noch im Frühjahr 1945 mit Toten und mit Kriegsschrott übersät war. Direkt dahinter folgt die Kurve, in der Col. Peterson von Deutschen angegriffen wurde und aus seinem Jeep flüchten musste. Beachten Sie hierbei vor allem die Panzerspuren im felsigen Untergrund, die noch heute sichtbar sind.

Die Aussicht in das Kalltal verdeutlicht noch einmal das für die Amerikaner unerwartet schwierige Gelände. Weiter oben befinden sich im Wald noch Deckungslöcher, die vermutlich kurz vor dem Rückzug als Gefechtsstand der beiden zusammen geschossenen Bataillone dienten.

An Punkt 11 haben Sie eine hervorragende Aussicht auf Vossenack und den zur ehemaligen Lukasmühle abfallenden Bergrücken, wo die Deutschen einen Verbandsplatz eingerichtet hatten. Dort gerieten die Soldaten des amerikanischen 2. Bataillons unter tagelangen Artilleriebeschuss und flüchteten schließlich in Panik zurück.

Auf dem Rückweg bietet sich in der Mestrenger Mühle (12) eine Einkehr an. Die Mühle selbst wechselte während der Kämpfe mehrfach die Besetzer, der damalige Eigentümer Peter Dohr, kam im April 1945 durch „Mineneinwirkung“ ums Leben, ein Schicksal, das viele Bewohner der Region bis lange nach dem Krieg teilen mussten.

Auf der südlich gelegenen Teufelsley befand sich eine deutsche Maschinengewehrstellung, die von dort aus das Tal kontrollierte.

Nach dem Museumsbesuch empfiehlt sich ein Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs Vossenack sowie eine Besichtigung der ehemaligen amerikanischen Gefechtsstände westlich von Germeter – beides Zeugnisse der Erinnerungskultur ehemaliger Kriegsgegner.

Wenn Sie von der Mestrenger Mühle starten, haben Sie die Wahl, ob Sie den westlichen Teil Richtung Vossenack oder den östlichen Richtung Kommerscheidt begehen wollen. Der Startpunkt liegt etwa 50 m Kall abwärts.

Der historische Hintergrund

Nachdem sich die Front von den Niederlanden bis nach Lothringen festgefahren hatte, beschloss Eisenhower auf einer Konferenz mit Montgomery und Bradley am 18. Oktober 1944 in Brüssel einen neuerlichen Vorstoß zum Rhein.

Zur Vorbereitung sollte die strategisch wichtige Ortschaft Schmidt oberhalb des Rursees eingenommen werden.

Da die 9. US-Division bei den Kämpfen im Hürtgenwald ca. 4.500 Mann verloren hatte und völlig erschöpft war, wurde sie durch die 28. US-Division ersetzt. Der Plan sah vor, dass das 109. Regiment Richtung Hürtgen angreifen und die linke Flanke sichern sollte, während das 110. sollte gleichzeitig vom Ochsenkopf aus Simonskall einnehmen und dann weiter nach Steckenborn und Strauch vorstoßen sollte.

Das 112. sollte nicht nur die Ortschaft Vossenack besetzen, sondern weiter durch das tief eingeschnittene Kalltal die Orte Kommerscheidt und Schmidt einnehmen, um dann nach Westen einzuschwenken und mit den Einheiten bei Monschau Verbindung aufzunehmen.

Zu viele Ziele und zu wenig Aufklärung, so ließe sich die Ausgangssituation am ehesten beschreiben. Zwar waren die Kampfeinheiten mit topografischen Karten ausgestattet, aber in den weit zurückliegenden Stäben auf Korps- und Armee-Ebene begnügte man sich mit dem Nachdruck der Michelin Straßenkarten von 1940 – in der weder die steilen Täler, noch die Rurtalsperre eingezeichnet waren.

Ob die Talsperren bei diesem geplanten Angriff jemals eine Rolle gespielt haben, hat bis heute zu Kontroversen geführt. Klar war: Solange die Deutschen die Dämme kontrollierten, konnten sie durch eine gezielte überflutung jede Armee an der Rur aufhalten.

Joe Collins, Kommandeur des VII. US-Korps, der den ersten Angriff Richtung Schmidt befehligte, stellte in seinen Memoiren fest: „Weder gab es einen Hinweis auf die beiden großen Dämme … südlich von Schmidt, noch wurden sie als Angriffsziele dem VII. Korps zugewiesen.“ („Lightning Joe“, 1979)

Colonel Peterson, der als Kommandeur des 112. Regiments den zweiten Angriff führte, stellte später lapidar fest: „Die Talsperren waren nie in unserem Blickwinkel“ („…never entered the picture“).

Für die deutsche Führung stand jedoch fest, dass ein amerikanischer Angriff auf Schmidt nur dieses eine Ziel haben könnte. Daher setzte Generalfeldmarschall Model, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B und just zu diesem Zeitpunkt mit allen wichtigen Kommandeuren bei einer Planübung auf Gut Schlenderhahn bei Bergheim, alle verfügbaren Truppen ein, darunter die gerade nach der Kapitulation aus Aachen abgezogene 116. Panzerdivision, um den Vormarsch zu stoppen.

Mittlerweile hatte sich das Wetter dramatisch verschlechtert und es begann der miserabelste Herbst seit Jahrzehnten. Wenn man die immer wiederkehrenden Berichte über die amerikanische Materialüberlegenheit liest, ist es kaum vorstellbar, dass die Soldaten die mittlerweile um die null Grad kalten Nächte in Sommerkleidung in den Schützenlöchern verbringen mussten und auf eine derartige Kampfführung überhaupt nicht vorbereitet waren.

So kam es neben den ansteigenden Verlusten durch Tod und Verwundung zu immer mehr – von der Führung euphemistisch bezeichneten – „nicht kampfbedingten Ausfällen“, womit Grabenfuß, Erfrierungen und Lungenentzündungen gemeint waren.

Gibt die 1. US-Armee für den Zeitraum von 1. September bis zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 Toten, Vermissten und Verwundeten an, so kamen noch einmal 50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wie psychische Erschöpfung dazu.

Am 2. November 1944 morgens begann schließlich das, was auf deutscher Seite als „Allerseelenschlacht“, auf amerikanischer Seite als „Battle for Schmidt“ bekannt wurde, bis heute als einer der verlustreichsten Kämpfe einer US-Division auf dem europäischen Kriegsschauplatz gilt und als abschreckendes Beispiel Teil der US-Generalstabsausbildung wurde.

Der Militärhistoriker Charles MacDonald hat den Verlauf dieser Kämpfe genauestens analysiert. Da dieses Dokument für jedermann zugänglich ist, (http://history.amedd.army.mil/booksdocs/wwii/Schmidt2/Schmidt.htm)  sollen hier nur einige Schwerpunkte dargestellt werden.

Ende Oktober trafen die Einheiten der 28. US-Division im Raum Hürtgenwald ein und bezogen die ehemaligen Stellungen der 9. Division, die noch heute im Wald westlich des Hotels „Zum Alten Forsthaus“ gut erkennbar sind.

Für die Vorbereitungsphase der „Operation Queen“ wurde die Infanteriedivision mit zusätzlichen Panzer- und Panzerjäger-Bataillonen verstärkt. Nach einem einstündigen Artilleriebeschuss stürmten die drei Regimenter gegen 9 Uhr am Morgen des 2. November ihren Angriffszielen entgegen.

Für das 109. wurde das Minenfeld im Walddistrikt „Wilde Sau“ jedoch zur Todesfalle und es musste bereits nach fünf Tagen durch das 12. Regiment der 4. US-Division abgelöst werden.

Auch das 110. konnte lediglich Simonskall einnehmen, blieb aber ansonsten in der Bunkerkette am Ochsenkopf stecken.

Nur das 112. schaffte es bereits am ersten Tag, Vossenack und den Bergrücken einzunehmen und stieß am folgenden Tag bis zur Kirche von Schmidt vor.

Dieser plötzliche Erfolg ließ den Kommandeur der 28., General Norman „Dutch“ Cota, seine übrigen Verluste vergessen, und er fühlte sich „ein bisschen wie Napoleon“. Glückwünsche trafen von überall her ein, doch in Wirklichkeit verdüsterte sich die Gesamtlage dramatisch.

Teile der deutschen 116. Panzerdivision und der 89. Infanterie Division begannen nun die zwei amerikanischen Bataillone in Schmidt und Kommerscheidt anzugreifen und ein verheerender Artilleriebeschuss, geleitet durch verdeckte Beobachter und gesteuert von den Bunkern am Burgberg, ging auf die Soldaten nieder, die zu erschöpft waren, um mit ihren kleinen Schaufeln Schützenlöcher zu graben.

Der Versuch, Panzer über den so genannten Kall Trail nachzuführen, wurde zum Desaster. Der Führungspanzer von Lieutenant Fleig fuhr auf eine Mine und blockierte den Pfad, weitere Panzer stürzten bei dem Versuch, sie um das Wrack herumzuführen, ab. Erst am kommenden Morgen schaffte es Fleig mit einem Ersatzpanzer nach Kommerscheidt vorzustoßen. Dort blieb er für weitere 24 Stunden der Einzige, der den immer mehr in Panik geratenden G.l.s Panzerunterstützung geben konnte.

Auch in Vossenack verschlimmerte sich die Situation. Die auf dem ungeschützten Bergrücken der deutschen Artillerie ausgelieferten Soldaten des 2. Bataillons rannten schließlich am 6. November in Panik zurück. Erst an der Kirche in Vossenack konnte mit Mühe und Not eine neue Verteidigungslinie aufgebaut werden.

Als der Regimentskommandeur Colonel Peterson zum Divisionsgefechtsstand nach Rott gerufen wurde, kam er auf dem oberen Kall Trail in einen deutschen Hinterhalt und brauchte zwei Tage, um sich durch die feindlichen Linien durchzuschlagen.

Cota war über den Anblick seines verwundeten Offiziers so entsetzt, dass er, schon angegriffen durch die sich überschlagenden Verlustberichte, in Ohnmacht fiel.

Alle Versuche, die Einheiten in Kommer¬scheidt mit neuen Reserven und Panzern wie der Taskforce Ripple und der Taskforce Davis zu unterstützen, scheiterten, und am 8. November wurde schließlich der Rückzug befohlen.

In der Dunkelheit strömten die G.l.s Richtung Vossenack, teilweise von den Deutschen, die das Kalltal besetzt hatten, mitleidig durchgewunken.

Im Bereich der Kall-Brücke kam es zwischen dem 7. und 9. November 1944, organisiert von dem deutschen Stabsarzt Dr. Stüttgen, wiederholt zu Waffenstillständen und dem Austausch von Verwundeten und Medikamenten, jedoch blieben diese Maßnahmen auf einen engen Bereich begrenzt; schon wenige Meter weiter wurde wieder getötet.

Eisenhower, der zu diesem Zeitpunkt die Front an der Reichsgrenze besuchte, forderte einen neuerlichen Angriff auf Schmidt, musste aber letztendlich einsehen, dass mit diesen abgekämpften Soldaten keine Schlacht mehr zu gewinnen war. Die 28. wurde daraufhin zur Auffrischung in eine vermeintliche Ruhestellung verlegt, an der nach Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriff möglich sei: in die Ardennen. Nur wenige Wochen später wurde sie dort bei der deutschen Gegenoffensive fast völlig zerschlagen.

Nach der „Allerseelenschlacht“ fanden im Kalltal nur noch an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Ochsenkopf (Januar 1945) kleinere Kampfhandlungen statt. Erst im Februar 1945 sollte die 82. Luftlandedivision nochmals über den Kall Trail angreifen.

Ihr Kommandeur, James Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppenführer der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Toten der 28. Division noch immer unbeerdigt in den Wäldern liegen sah. Sie erinnerten ihn an eine Szene aus Dantes Inferno: „Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele, viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschnee wieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichneten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr und wirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zum Himmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen den roten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The Bloody Bucket“.

Offensichtlich hatten sie im vergangenen Herbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schweren Schneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978) Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle für einen Angriff und zusammen mit der 78. Division wurde am 7. Februar 1945 die Ortschaft Schmidt eingenommen. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Botschafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Vietnamkrieges.

Literatur

James Gavin, „Bloody Huertgen: The battle that should never have been fought“, online unter: www.americanheritage.com/articles/magazine/ah/1979/ 1/1979_1_32.shtml Rudolph-Christoph Freiherr von Gersdorff, „Soldat im Untergang“, Ullstein

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Kalltrail

Streckendaten
Schwierigkeit Normal
Länge 12 km
Dauer 4 Std.

 

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