Jakobsweg in Spanien

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Als Jakobsweg (span. Camino de Santiago) wird der Pilgerweg zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien bezeichnet. Darunter wird in erster Linie der Camino Francés verstanden, jene hochmittelalterliche Hauptverkehrsachse Nordspaniens, die von den Pyrenäen zum Jakobsgrab reicht und dabei die Königsstädte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und León miteinander verbindet.

Die Entstehung dieser Route fällt in ihrem auch heute begangenen Verlauf in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts.

Ein Pilgerführer des 12. Jahrhunderts, der im Jakobsbuch (lat. Liber Sancti Jacobi), der Hauptquelle zur Jakobusverehrung im Hochmittelalter, enthalten ist, nennt für den französischen Raum vier weitere Wege, die sich im Umfeld der Pyrenäen zu einem Strang vereinigen.

Nach der Wiederbelebung der Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela in den 1970er und 1980er Jahren wurde der spanische Hauptweg 1993 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.

1998 erhielten auch die vier im Liber Sancti Jacobi beschriebenen französischen Wege diesen Titel. Zuvor schon hatte der Europarat im Jahre 1987 die Wege der Jakobspilger in ganz Europa zur europäischen Kulturroute erhoben und ihre Identifizierung empfohlen.

Seit den 1970er Jahren hat die Pilgerschaft auf dem Jakobsweg einen großen Aufschwung erlebt. 1982 besuchte Papst Johannes Paul II. Santiago de Compostela und rief im Rahmen einer großen „Europa-Feier“ den alten Kontinent auf, seine Wurzeln wieder zu beleben.

Der Europarat erklärte 1987 den Weg zum ersten europäischen Kulturweg. Wurden damals gut 3.000 Pilger pro Jahr registriert, waren es im Jahr 2003 über 74.000 aus allen Ländern der Erde. 2004, im Heiligen Compostelanischen Jahr, kamen 179.932. Sie haben entweder den ganzen Weg oder den Weg durch Spanien, mindestens aber die letzten 100 km der Strecke zu Fuß oder die letzten 200 km zu Pferd oder per Fahrrad zurückgelegt.

Dies wird mit Stempeln von einzelnen Stationen in einem Pilgerausweis verzeichnet und berechtigt zur Nutzung der preisgünstigen Pilgerherbergen und zum Tragen der entsprechenden Abzeichen, die auch ins Grab gelegt werden können. In Santiago erhalten die Pilger eine Urkunde, die Compostela.

Da der Pilgerweg Menschen aus allen Nationen anzieht, entwickelt sich heute auf diesem Weg auf Grundlage des (vorübergehenden) gemeinsamen Pilgerstatus eine praktische internationale Verständigung ungeachtet der Herkunft, des Alters, des Ansehens und des Geschlechts.

Reisebericht von Beatrix Bongard

Unsere Pilger- und Wanderreise auf dem Jakobsweg (insges. 50 Personen) begann am 17.7.2012 mit dem Flug von Düsseldorf nach Madrid.

In Madrid wurden wir abgeholt von unserem spanischen Reiseleiter und fuhren mit dem Bus nach Astorga (ca. 350 km), wo das Hotel Spa Ciudad de Astorga auf uns wartete. In der Kathedrale von Astorga erhielt jeder von uns eine Pilgermuschel und den Pilgerausweis, den es nun mit Stempeln zu füllen hieß.

Pro Tag sollten mindestens 2 Stempel gesammelt werden, die man in Kirchen, Pilgerherbergen, Hotels, Bistros u.s.w. erhielt. Nur, wer die letzten 100 km komplett zu Fuß geht und den Pilgerausweis korrekt ausfüllt und fleißig an allen Stationen Stempel sammelt, erhält am Ziel in Santiago die Compostela (Pilgerurkunde in lateinischer Sprache verfasst).

Am nächsten Tag stand die Besichtigung des Bischofspalastes von Gaudí auf dem Programm und die Weiterfahrt mit dem Reisebus nach Foncebadon. Von dort aus wanderten wir zum Cruz de Hierro (einsernes Kreuz) , wo wir nach altem Brauch Steine ablegten, die symbolisch für das Ablegen der Sorgen stehen. Das Kreuz markiert den mit 1.500 m höchsten Punkt des spanischen Jakobswegs am Monte Irago zwischen Rabanal und Al Acebo.

Weiter ging es zu Fuß nach Molinaseca und von dort aus mit dem Bus nach Ponferrada, wo wir unsere 2. übernachtung im Hotel Temple hatten. Am 3. Tag fuhren wir mit dem Reisebus nach Villafranca del Bierzo, dort besichtigten wir die Jakobskirche. Anschließend ging es nach Herrerías, der Ort war Ausgangspunkt für eine weitere Wanderung.

Wir erreichten O Cebreiro gegen Mittag und besichtigten die romanische Kirche Santa Maria. Nach einem galizischen Mittagessen mit Queimada (gebrannter Schnaps) war es gut, dass wir mit dem Bus bis nach Sarria fahren konnten, wo wir im Hotel Carris Alfonso IX. einkehrten.

In Sarria begann am Tag 4 unsere eingentliche Pilgerstrecke mit ca. 22 km bis nach Portomarin.

Seit unserer Ankunft in Spanien stieg die Temperatur stetig an und erreichte 32-35 Grad, was das Wandern sehr erschwerte und eine Menge an Wasserzufuhr forderte. So war es optimal, dass unsere Reiseleitung zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten mit einem kleinen „Bus“ stand und „überhitzte“, „ausgetrocknete“ oder „fußlahme“ Pilger versorgen konnte. In Portomarin besuchten wir die romanische Kirche San Nicolas und übernachteten im Hotel Pousada.

Tag 5 brachte uns auf einer Strecke von ca. 24 km nach Palas de Rei, mit übernachtung im Hostal La Cabana. Immer wieder tauchten „Mini-Dörfer“ auf. Wir passierten kleine Bauernhöfe, sahen Maisfelder, Birken und Pinienwälder.

Am nächsten Tag standen 28 spanische Kilometer (es waren wahrscheinlich eher 30) auf dem Programm und unser Ziel war Arzúa (übernachtung im Hostal Rua) – über Melide, wo wir unsere Wanderung mittags durch ein typisch spanisches Essen (mit Pulpa und Empanadas u. natürlich immer mit Wein unterbrechen konnten. Auf dieser Strecke überquert man mehrere Flüsse und durchwandert Wälder aus Eichen, Eukalyptus- und (immer wieder)Pinienbäumen. Ein Paradies für die Sinne, viele unterschiedliche Gerüche strömten auf uns ein. Auf dem Weg (weit ab vom stressigen Alltag) hat man endlich Zeit und Muße, Natur, Umfeld und sich selber wahrzunehmen, dabei seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Der folgende Tag brachte uns von Arzúa nach Lavacolla, wieder 27 spanische Kilometer, die auch locker 30 sein konnten. Landschaftlich reichte diese Strecke über Wiesen, an kleinen Gemüsegärten vorbei, Wälder und Landstraßen. Kurz vor dem Ziel steigt man einen Waldweg hinauf und umgeht den Flughafen von Lavacolla, was extrem schweißtreibend für uns war, denn die Sonne strahlte auch heute ohne Unterlass bei 32-35 Grad. übernachtung im Hostal San Paio.

Die letzte Wanderung begann in Lavacolla und endete in Santiago nach ca. 11 Kilometern. Nach dem Aufstieg über eine asphaltierte Straße erreichten wir den Monte Gozo (Berg der Freude) mit der Kapelle des heiligen Marcus und dem Denkmal, das an den Besuch Johannes Paul des II. erinnert. Von hier aus hat man einen ersten Blick auf Santiago de Compostela und wir empfanden große Vorfreude auf das nahe Ziel.

Bergab ging es dann weiter, zurück in die „Zivilisation“, Autobahnbrücke, Industrieanlagen, sog. Neustadt bis hin zur Altstadt mit ihrer wunderbaren Architektur – und insbesondere mit unserem Ziel, der Kathedrale von Santiago. Das Ende unserer Pilger- und Wanderreise war erreicht.

Zwei übernachtungen in der Hospedería San Marín Pinario (Priesterseminar) sowie das Festhochamt zu Ehren des Hl. Jakobus mit dem Erzbischof von Santiago zu dem unzählige Pilger strömten und das Volksfest mit vielen Highlights und einem mondänen Feuerwerk waren die Krönung.

Am Rückreisetag ging es erst noch an die Atlantikküste zum „Ende der Welt“, Cabo Fisterra, wo tatsächlich Weltuntergangsstimmung herrschte. Dicke Nebelschwaden versperrten uns die Sicht auf den Atlantik und passten zu unserer Stimmung, Abschied nehmen zu müssen.

Bei Interesse an einer solchen Wanderreise auf dem Jakobsweg hilft sicher gerne das Reiseunternehmen Viajes Orbis, Manuel López Aneiros in Santiago, mit dessen Organisation und Begleitung wir sehr zufrieden waren.

Wanderwege / Etappen des Jakobsweg Spanien

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