2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges – des Großen Krieges, wie viele unserer Nachbarn sagen, die mehr unter diesem als unter dem folgenden gelitten haben – zum einhundertsten Mal. Die Ermordung des österreichischen Kronprinzenpaares in Sarajewo am 28. Juni 1914 war nicht der Grund, aber der willkommene Anlass, lange aufgestauten Aggressionen ihren kriegerischen Lauf zu lassen.
War zunächst eigentlich nur die österreichische Doppelmonarchie von dem Attentat unmittelbar betroffen, so sprang der deutsche Kaiser Wilhelm II seinem Verbündeten Kaiser Franz Joseph freudig bei, und löste damit die Lawine aus, die ganz Europa, Russland, die USA und die überseeischen Angehörigen des Britischen Empire in eine heillose, nie gekannte Katastrophe stürzte.
Mit welcher Ignoranz dieser Krieg, vor Allem auf deutscher Seite, begonnen wurde, ist hinlänglich bekannt. Schließlich lag die letzte bewaffnete Auseinandersetzung – mit dem „Erzfeind“ Frankreich – mehr als 40 Jahre zurück, hatte mit einem glorreichen Sieg geendet und zur Kaiserkrönung des deutschen (preußischen) Monarchen geführt. Es war also wieder einmal an der Zeit für Preußens Gloria!
Neue, mechanisierte Waffen, Flugzeuge, Unterseeboote und Giftgas machten die anfängliche Euphorie auf allen Seiten schnell zunichte. Die ehemals glorreichen Kavallerieattacken endeten jetzt kläglich im Stacheldraht, an die Stelle des Säbels war die Handgranate getreten, und Maschinengewehre stoppten mit Hurra vorgetragene Infanterieangriffe. Statt schneller Siege im Westen, wie sie der Schlieffen-Plan für die deutschen Streitkräfte zwingend voraus gesetzt hatte, gab es einen zermürbenden, aufreibenden Stellungskrieg ohne signifikanten Bodengewinn auf der einen oder anderen Seite. Am Ende waren alle teilnehmenden Nationen ausgeblutet, und das deutsche Militär schämte sich nicht, das eigene Versagen auf die Politik und die – allerdings kriegsmüde – Bevölkerung abzuwälzen, und von einem „Dolchstoß“ zu faseln.
Mit dem für Deutschland äußerst harten Versailler Friedensvertrag war denn auch der Keim für künftige, noch viel unheilvollere Entwicklungen gelegt. Im Übrigen waren die „ruhmreichen“ Monarchien Europas von der Bildfläche verschwunden – der deutsche Kaiser im holländischen Exil, der österreichische Kollege abgedankt, der russische Zar samt Familie ermordet –, und neue politische Systeme kämpften mit einander und den überkommenen um die Zukunft.
Die Schauplätze des Ersten Weltkrieges in Flandern, an der Marne, bei Verdun sind hinreichend bekannt. Allerdings gab es noch ganz andere, nicht so im Fokus stehende Fronten, an denen die Kontrahenten aufeinander trafen und sich gegenseitig mit ganz neuen Methoden umbrachten.
Zum Irrwitzigsten, was der Krieg je hervorgebracht hat, zählt der Kampf im Hochgebirge. Italien, welches als Nation gerade einmal gut 50 Jahre Bestand hatte und mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich – den „Mittelmächten“ – in einem Verteidigungsbündnis stand, schloss es sich am 23. Mai 1915 der „Entente“ – dem Bündnis der Kriegsgegner – an, um bei dieser Gelegenheit eine von glühenden italienischen Nationalisten für notwendig gehaltene Grenzbereinigung zu erzwingen. Zwar waren die Umrisse des Landes überwiegend durch die langen Küsten definiert, aber an der nordöstlichen Grenze zur Habsburgmonarchie sah man Gefahr. Das Ziel war es, die Nordgrenze auf die Wasserscheide des Alpenhauptkammes und die östliche möglichst weit nach Osten, jedenfalls aber bis jenseits von Triest zu verschieben.
Der Krieg, der zwischen beiden Ländern entbrannte, fand überwiegend im Hochgebirge und an einem Fluss namens Isonzo statt. Allein zwölf Schlachten wurden am Isonzo (slowenisch So?a ) geschlagen, ohne dass die eine oder andere Seite namhafte Geländegewinne verzeichnen konnte. Namen wie Monte Piano oder Lagazuoi hallen noch bis heute als schwaches Echo unglaublicher Gebirgsgefechte nach.
Von diesen Schauplätzen werden wir Ihnen in der Folge berichten.