Die Schlacht im Hürtgenwald

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Die Westalliierten waren im September 1944 von der Nordsee bis zur Schweiz dicht an die Grenzen des Deutschen Reiches heran gerückt, und überall stießen sie auf zunehmenden Widerstand. An britische und kanadische Einheiten, verstärkt durch polnische Freiwillige, schlossen sich nach Süden amerikanische Einheiten an. Nichts deutete jedoch darauf hin, dass ausgerechnet in dem Waldgebiet zwischen Monschau und Düren der Widerstand besonders erbittert sein würde, zumal die deutschen Truppen andere Waldgebiete wie etwa die Ardennen fluchtartig geräumt hatten.

Die Alliierten konnten und durften nicht wissen, dass südlich dieser Region der Bereitstellungsraum für den geplanten Gegenangriff vorgesehen war, der eine Wende an der Westfront bringen sollte. Unter dem Decknamen „Wacht am Rhein“ sollte die „Ardennen-„ bzw. „Rundstedtoffensive“ in Blitzkriegsmanier die alliierten Truppen in großem Bogen von der Grenze zu Luxemburg Richtung Antwerpen umgehen, von der Küste und dem Nachschub abschneiden und von hinten her aufrollen. Dafür war es zwingend erforderlich, dass die Nordeifel nicht in die Hand des Feindes fiel.

Für den Bereich, der später den Namen „Huertgen Forest“ erhalten sollte,  war beim amerikanischen Militär die First Army zuständig, die seit August 1944 unter dem Befehl von Generalleutnant Courtney Hicks Hodges stand. Sein Vorgänger war Omar N. Bradley, der die 12. Army Group übernahm und damit Hodges´ Vorgesetzter wurde. Mit seinen 57 Jahren und dem sauber getrimmten Schnurrbärtchen wirkte Hodges eher wie ein etablierter Geschäftsmann, und so führte er auch seine Armee. Diese bestand aus drei Corps, im Süden dem V. Corps in den Ardennen, dem VII. Corps im Raum Aachen, und dem XIX. Corps, das auf dem Wege in das Gebiet nördlich von Aachen war, alles in allem etwa 250.000 Mann. Kommandeur des VII. Corps war Generalmajor Joe Lawton Collins, ein smarter Draufgänger aus den Südstaaten. Das V. Corps wurde geführt von Generalmajor Leonard T. Gerow, einem besonnenen, genau planenden Offizier.

Auf der deutschen Seite standen dem die abgekämpften Truppen der 7. Armee  gegenüber, die seit fünf Jahren im Krieg waren. Es fehlte an Allem: Männern, Waffen, Munition, Gerät. Im Süden bei Luxemburg standen Reste zweier Panzerdivisionen des 1. SS-Panzer-Corps. Daran schloss sich das 74. Corps unter dem Infanteriegeneral Erich Straube mit den überbleibseln von zwei Infanteriedivisionen. Nördlich von Monschau lag das 81. Corps unter Generalleutnant Friedrich-August Schack, bestehend aus zwei stark dezimierten Infanteriedivisionen, der 9. und der 116. Panzerdivision, den „Windhunden“. Weiter nördlich den Briten gegenüber lag Generalfeldmarschall Models Heeresgruppe B.

Dies etwa war das Eröffnungsszenario für die „Schlacht im Hürtgenwald“! Eines der Hauptereignisse während der über Monate andauernden Kämpfe war die Allerseelenschlacht, die Auseinandersetzung um den strategisch bedeutsamen Höhenort Schmidt.

Ein Bericht auf Englisch

Wanderwege / Etappen

Wanderwege geeignet für Zeit
Die Schlacht im Hürtgenwald – Prolog 3,5h
Die Schlacht im Hürtgenwald – Intermezzo 1h
Die Schlacht im Hürtgenwald – Ouvertüre 2h
Die Schlacht im Hürtgenwald – erster Akt: erste Szene 1h
Die Schlacht im Hürtgenwald – erster Akt: zweite Szene 5,5h
Die Schlacht im Hürtgenwald – zweiter Akt: erste Szene 2,5h
Die Schlacht im Hürtgenwald – zweiter Akt: zweite Szene 2h
Die Schlacht im Hürtgenwald – zweiter Akt: dritte Szene 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald – zweiter Akt: vierte Szene 2h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 2. November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 3. November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 4. November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 5. November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 6. November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 7. November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 8. November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Dritter Akt – Die Allerseelenschlacht – 9. bis 11.November 1944 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Vierter Akt – erste Szene 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Vierter Akt – zweite Szene 1h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Vierter Akt – dritte Szene 1,5h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Vierter Akt – vierte Szene: Ardennenoffensive 3h
Die Schlacht im Hürtgenwald: Fünfter und Schlussakt 2h

Die Allerseelenschlacht

Im Herbst 2014 wird es 70 Jahre her sein, dass die Ereignisse stattgefunden haben, die allgemein als die „Schlacht im Hürtgenwald“ bekannt sind. Nach so langer Zeit fällt es sehr schwer, sich das Elend und das Grauen vorzustellen, welches damals in dieser Region herrschte, denn heute sieht die Landschaft völlig anders aus, und die lange Friedensperiode hat glücklicher Weise sehr positive Spuren hinterlassen.

Am 6. Juni 1944 waren die Amerikaner und Briten in der Normandie gelandet und hatten die Deutschen Schritt für Schritt aus Frankreich zurück gedrängt. Nun galt es, das Deutsche Reich selbst anzugreifen. Dies wurde für die Westalliierten um so dringlicher, als die Russen im Osten sehr rasch auf Berlin vorrückten, und diesem Verbündeten natürlich auf gar keinen Fall das Feld allein überlassen werden durfte.

Über das strategische Vorgehen waren Amerikaner (Oberbefehlshaber General Dwight D. Eisenhower) und Briten (General Bernard „Monty“ Montgomery) uneins: Während die ersteren für ein Vorgehen auf breiter Front plädierten, waren die Engländer für ein stoßartiges Durchbrechen der niederländisch-deutschen Grenze mit dem Ziel Ruhrgebiet, genannt „Market Garden“. Letztlich wurden beide Strategien verfolgt mit dem Ergebnis, dass die ohnehin knappen Ressourcen aufgeteilt werden mussten. Der Nachschub an Truppen, Waffen, Munition und sonstiger Ausrüstung krankte daran, dass kein geeigneter großer Seehafen zur Verfügung stand, um die erforderlichen Mengen an Material an Land zu bringen. Zwar war Antwerpen in westalliierter Hand, nur nützte dies wenig, solange die Scheldemündung noch von den Deutschen beherrscht wurde.

Im Herbst 1944 zogen große amerikanische Verbände aus Frankreich in Richtung Nordosten auf das belgisch-deutsche Grenzgebiet zu und fanden sich in der ersten Septemberhälfte teils in den Ardennen im Raum Luxemburg-Ostbelgien und teils bereits südwestlich von Aachen wieder. Als eigentliches Hindernis für das weitere Vorgehen ins Herz des Deutschen Reiches wurde weniger die Grenze mit dem „Westwall“, als vielmehr der dahinter fließende breite Strom, der Rhein, angesehen, dessen Überquerung Kopfzerbrechen bereitete. Mit ernst zu nehmendem Widerstand beim Überschreiten der Reichsgrenze wurde kaum gerechnet, waren doch viele deutsche Einheiten bei ihrem fluchtartigen Rückzug aus Nordfrankreich versprengt und teilweise aufgerieben worden. Auch war bekannt, dass an der Grenze eine Art letztes Aufgebot zusammen gezogen worden war, bestehend aus kaum Wehrfähigen aller Altersgruppen. Der Westwall selber war zwar eine unbekannte Größe in der Rechnung, doch waren die Amerikaner zuversichtlich, dass ihre Materialüberlegenheit und massive Luftunterstützung es ihnen ermöglichen würden, dieses Hindernis relativ leicht zu knacken.

Das Kartenmaterial, über das die Amerikaner verfügten, stammte teilweise noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. So waren sie überrascht, in dem Bereich, durch den sie ins Reich vordringen wollten, eine dichte, beinahe geschlossene Waldfläche vorzufinden, die praktisch das gesamte durch die Städte Monschau, Aachen und Düren gebildete Dreieck bedeckte.

Nach einer kleinen Ortschaft im Zentrum dieses Waldgebietes gaben sie ihm den Namen „Huertgen Forest“. Die Landschaft war durch tiefe, schluchtartige Täler mit steilen Hängen zerschnitten, was ein Vorwärtskommen für motorisierte Einheiten zusätzlich erschwerte. Erstaunlicher Weise hatten die Amerikaner auch nicht die – durchaus bekannten – großen Stauseen in ihre Rechnung aufgenommen, die für jede militärische Operation eine latente Bedrohung darstellten.

Dies war in etwa die Ausgangslage für die komplexen Vorgänge, die in den folgenden fünf Monaten unter der Bezeichnung „Schlacht im Hürtgenwald“ stattfanden und sich vor allem für die Angreifer zu einem militärischen Desaster entwickeln sollten.

Die Leid tragenden waren natürlich – wie immer – nicht die Verantwortlichen, sondern die einfachen GIs und deutschen Soldaten, die den Blutzoll zu entrichten hatten. Es ist nach wie vor schwierig, verlässliche Verlustzahlen zu bekommen, weil verständlicher Weise niemand genau Buch geführt hat, als es um die eigene Haut ging. Die Amerikaner beispielsweise rechneten in „replacements“, d.h. Ersatz für ausgefallene Männer. Das waren aber beileibe nicht nur Gefallene, sondern ebenfalls Verwundete, nicht durch Kampfeinwirkung Ausgefallene, Gefangene, Vermisste etc. . Wie hoch die Zahl auch immer gewesen sein mag, fest steht, dass dieses Blutvergießen völlig überflüssig war, war doch jedermann klar, dass dieser Krieg für Deutschland verloren war. Noch heute werden Überreste Gefallener gefunden, ganz zu schweigen von Kriegsmaterial aller Art.

Kommentar von Peter von Agris

Aus heutiger Sicht ist es kaum zu verstehen, dass die amerikanische Öffentlichkeit die Militärführung für ihr Versagen im Hürtgenwald nicht schärfer zur Rechenschaft gezogen hat. Im Gegenteil, der Hauptverantwortliche für das Debakel im Hürtgenwald, Dwight D. Eisenhower, wurde sogar zum Präsidenten gewählt.
 
Sicherlich gab es für die Tausenden von toten GIs – genaue Zahlen liegen bis heute nicht vor – eine Reihe von Gründen, die außerhalb der Einflussmöglichkeiten der amerikanischen Generäle lag. Immer wieder genannt werden die Beschaffenheit der Eifellandschaft – tiefe Talschluchten, unübersichtliches Bergland, dichte, für Fahrzeuge kaum passierbare Wälder, Bäche und Flüsse – sowie das ungünstige Herbst- und Winterwetter, das die wenigen Wege in Schlammpisten verwandelte und den effizienten Einsatz der Air Force weitgehend unterband, der „Westwall“, die als Gegenstück zur französischen „Maginot-Linie“ 1938 erstellte Bunkerlinie, die hartnäckige Verteidigung durch die Deutschen. Und richtig ist sicher auch, dass der ausgepowerten Wehrmacht lange Zeit das Kriegsglück zur Seite stand.
 
Wer hätte voraussehen können, dass genau zu dem Zeitpunkt, als die Amerikaner zur „Allerseelenschlacht“ antraten, deutsche Generäle auf Schloss Schlenderhahn bei Bergheim genau diesen Angriff als Planspiel diskutieren würden. Und dass für die streng geheime, unter dem Decknamen „Wacht am Rhein“ geführte Gegenoffensive in den Ardennen ganz in der Nähe des Hürtgenwaldes alle verfügbaren Truppen zusammen gezogen würden, war auch nicht vorhersehbar.
 
Richtig ist sicher auch, dass die Nachschubsituation der Westalliierten problematisch war. Denn weil die Scheldemündung noch in deutscher Hand war, nützte der Besitz von Antwerpen wenig; alles Material und alle Ersatzkräfte mussten per Lastwagen über Land von der Küste zur Front transportiert werden, eine Strecke von ca. 600 km, die durch ein Signalsystem („Red Ball Express“) möglichst frei von anderem Verkehr gehalten wurde.
 
Und da keine klare Entscheidung für eine der beiden Strategien getroffen worden war – die Engländer unter Montgomery wollten den gezielten Durchbruch Richtung Ruhrgebiet, die Amerikaner unter Eisenhower ein Vorgehen auf breiter Front -, mussten die verfügbaren Mittel für beide herhalten. Weil aber die Amerikaner viel schneller an die deutsche Grenze vorgestoßen waren als geplant – vorgesehen war das Frühjahr 1945 – fehlte Nachschub an allen Ecken und Enden.
 
Aber gerade deshalb ist das Verhalten der amerikanischen Generalität nicht zu begreifen; denn bei richtiger Wertung der Ereignisse und ihrer Entwicklung hätte es durchaus Alternativen zu dem exorbitant hohen Blutzoll gegeben, den die amerikanischen Soldaten leisten mussten. Es ist geradezu tragisch zu beobachten, wie sich die amerikanischen Streitkräfte im Laufe der Zeit immer mehr in Gefechte im Hürtgenwald verstrickten, den sie eigentlich zu vermeiden trachteten.
 
Denn als sie im September 1944 südlich von Monschau angekommen waren, boten sich für die motorisierten Einheiten zwei Wege unter Vermeidung der Waldgebiete an: Westlich zwischen Aachen und dem Rand der Eifel, später als „Stolberg-Korridor“ bezeichnet, und weiter östlich der „Monschau-Korridor“, eine offene Route von der Gegend bei Monschau über Simmerath und Rollesbroich, und von da entweder über Vossenack Richtung Düren, oder östlich des Kalltales über Strauch und Schmidt zur Ebene zwischen Köln und Aachen.
 
Warum aber gelang es den Amerikanern nicht, sich aus den Wäldern heraus zu halten? Entgegen der Annahme, dass sich dort keine Deutschen aufhalten würden, machten Flankenangriffe aus den Waldgebieten der vorrückenden GIs von Anfang an sehr zu schaffen.
Um also die Flanken zu sichern, mussten sie sich auf Gefechte und Scharmützel einlassen, und damit die Front immer tiefer in die Wälder verlagern. Dort jedoch waren sie einer Kampfweise ausgesetzt, auf die sie in keiner Weise vorbereitet waren: Artillerie- und Mörsergeschosse krepierten meist in den Baumwipfeln und schickten von oben einen Regen von Metallsplittern und Ästen hinunter. Die GIs, die gelernt hatten, sich bei Beschuss auf den Boden zu legen, boten damit nur ein umso größeres Ziel für dieses Bombardement.
 
Andererseits war es in dem von Wurzelwerk durchsetzten, steinigen Schieferboden außerordentlich schwer, ein passables Schützenloch zu graben, und wegen des nassen Herbstwetters war dieses nach kurzer Zeit voll Wasser gelaufen. Die häufigsten Verletzungen wurden verursacht durch „treeburst“ – Baumkrepierer – und „trenchfoot“ – den Grabenfuß, weil nach einigen Tagen und Nächten in den voll gelaufenen „foxholes“ die Füße nicht mehr zu gebrauchen waren.
 
Unnötig zu betonen, dass das bergige Waldgelände, unterbrochen von tief eingeschnittenen Kerbtälern, für die Fahrzeuge der Amerikaner – Jeeps, LKWs, Halbkettenfahrzeuge und Panzer – völlig ungeeignet war, und dass natürlich auch die Nachrichtenübermittlung per Funk oder Draht nicht klappte. Und schließlich verloren die Soldaten auch nach kurzer Zeit jegliche Orientierung und wussten nicht mehr, wo sie waren und wo der Feind saß.
 
Dass trotz dieser widrigen Umstände der Versuch, ausgerechnet in dieser Gegend und unter diesen Bedingungen nach Nordosten über die Reichsgrenze vorzustoßen, über Monate fortgesetzt wurde, ist – im Nachhinein betrachtet – ein Skandal. Schuld daran sind im Wesentlichen zwei Faktoren, die beide mit dem damaligen Führungsstil der US-Armee zusammen hängen.
 
Offenbar war die Kommunikationskultur so, dass man „Oben“ möglichst nur gute Nachrichten hören wollte. Deshalb wurden Misserfolge verharmlost oder mit dem Versprechen bemäntelt, dass bald – wahrscheinlich schon am nächsten Tag – der gewünschte Durchbruch erzielt werden würde. Dieses Klima begünstigte vor allem eher „Haudegen“ wie z. B. Generalmajor J. Lawton Collins („Lightning Joe“), Befehlshaber des VII. Armeekorps, der in fast jeder Lage Optimismus versprühte und stets zu neuen Unternehmungen bereit war. Nachdenklichere und etwas besonnenere Offiziere dagegen fanden weniger Gehör.
 
Der Befehlshaber vor Ort, Generalleutnant Courtney H. Hodges, befehligte seine 1. Armee vom relativ weit entfernten Spa in Belgien aus. Erst die „Ardennenoffensive“ vertrieb ihn aus diesem frontfernen Standort. Zwar reiste er – ausweislich des Tagebuches seines Ordonnanzoffiziers Major William C. Sylvan (Normandy to Victory) – fast unausgesetzt zwischen den diversen Stäben hin und her, oder empfing seine nachgeordneten Offiziere, meist im Generalmajorsrang, in seinem Hauptquartier, wobei die Entwicklung im Hürtgenwald nicht übermäßig viel Sorgen zu machen schien, aber – und dies ist der zweite große Fehler – ohne jemals die eigentliche Front zu besuchen.
 
Während sich die deutschen Generäle ständig mit eigenen Augen über die jeweilige Gefechtssituation informierten und dabei Kopf und Kragen riskierten, ließ sich bei den Amerikanern zu keinem Zeitpunkt „Brass“ (Messing) an der Kampflinie blicken. Sogar der für die Schmidtoffensive – „Allerseelenschlacht“ – verantwortliche Generalmajor Norman D. Cota, Kommandeur der 28. Division, fand während der gesamten Zeit nicht einmal den Weg ins Kalltal, geschweige denn nach Kommerscheidt oder gar nach Schmidt. Lediglich Brigadegeneral George A. Davis, der mit einer Task Force die Rückeroberung von Schmidt begleiten sollte, kam einmal bis Kommerscheidt, um festzustellen, dass dies ein unmögliches Unterfangen war.
 
Quasi unbemerkt vom Oberkommando nahm das Verhängnis seinen Lauf. Zwar wurde registriert, dass immer mehr „replacements“ – Ersatztruppen – benötigt wurden, und diese wurden auch nach Möglichkeit an die Front geschickt, aber offensichtlich addierte niemand die Toten auf. Von Generalleutnant Hodges, dem Chef der Operation im Hürtgenwald, wird berichtet, dass er einmal eine Kolonne überlebender GIs auf ihrem Weg zur Etappe beobachtete und sagte: „Ich wünschte, jedermann könnte sie sehen!“, ohne allerdings dabei besonders stutzig zu werden.
 
Eine weitere beinahe sträfliche Unterlassung der amerikanischen Militärführung betraf die Staudämme von Urft und Rur: Offenbar war deren strategische Bedeutung über lange Zeit übersehen worden. Dabei hätten die Deutschen die Rurebene mit Leichtigkeit überschwemmen und nach Osten vorgedrungene amerikanische Einheiten abschneiden können! Und als die Bedeutung der Dämme langsam dämmerte, wurden nicht etwa verstärkte Anstrengungen unternommen, um sie zu besetzen, sondern die britische Royal Air Force sollte es richten. Diese flog mindesten vier schwere Bombenrangriffe, die aber nur minimalen Schaden an der Krone des Urftdammes anrichteten.
 
Die Schlacht im Hürtgenwald, in Deutschland wenig beachtet – es gibt kaum deutsche Literatur – war das größte Debakel der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg. Amerikanische Militärhistoriker wie Charles B. MacDonald (The Battle of the Huertgen Forest, Three Battles: Arnaville, Altuzzo and Schmidt) sind erstaunlich milde mit dem Versagen der amerikanischen Kriegsführung umgegangen,Kritik wurde erst sehr viel später laut, z. B. bei Gerald Astor (The Bloody Forest), wo die Ereignisse im Hürtgenwald aus der Perspektive von Männern, die dabei waren, mosaikartig dargestellt werden. Aus diesem Blickwinkel wird das ganze Elend der einfachen Soldaten, die im Hürtgenwald Leben oder Gesundheit lassen mussten, erst richtig deutlich. Möge künftigen Generationen ein ähnliches Schicksal erspart bleiben!
 
Wir haben uns bemüht, die komplexen Ereignisse für unsere Leser und Wanderer möglichst übersichtlich darzustellen, ohne uns zu sehr im Detail zu verlieren. Für die 23 Etappen haben wir deshalb die Struktur des klassischen Dramas gewählt, denn ein solches hat hier ohne Zweifel statt gefunden.
 
Wer sich intensiver mit der Schlacht im Hürtgenwald befassen möchte, dem sei die zitierte – allerdings englische – Literatur empfohlen. Um Ihnen die Orte des Geschehens näher zu bringen, haben wir jeweils Wanderungen als GPS-Dateien hinterlegt, die Ihnen einen Eindruck von der Landschaft vermitteln sollen. Allerdings ist es heute außerordentlich schwer, sich angesichts der friedlichen Landschaft in diese mörderische Zeit zurück zu versetzen. Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall viele neue Erkenntnisse beim Erwandern der Region!

Literaturempfehlungen zur Schlacht im Hürtgenwald

Der Standardautor aus militärhistorischer Sicht ist zweifellos Charles B. MacDonald, der schon in den frühen fünfziger Jahren kurz nach den Ereignissen das Geschehen sehr minutiös aufgearbeitet hat (z.B. „Objective: Schmidt in „Three Battles: Arnaville, Altuzzo and Schmidt“). Die Erinnerungen von Zeitzeugen spielen eine große Rolle bei der Rekonstruktion des Gesamtbildes, auch wenn sie häufig nur Mosaiksteinchen beitragen. Gerald Astor, selbst Weltkriegsteilnehmer, hat in seinem Buch „The Bloody Forest“ zahlreiche Berichte von amerikanischen Veteranen der Gefechte zusammen getragen, wobei er auch immer ein Stück militärische Vorgeschichte mitliefert, was die Gesamtzusammenhänge wesentlich transparenter macht.

Gevert Haslob hat mit seinem „Ein Blick zurück in die Eifel – Schicksalsweg der 89. Infanteriedivision“ den Fokus auf diese Einheit gelegt. Im Übrigen beleuchten nicht viele deutsche Autoren die Geschehnisse im „Huertgen Forest“, darunter Kurt Kaeres mit seinem Roman „Das verstummte Hurra“. Eine sehr gute zeitgenössische Quelle ist die „Konejung-Stiftung“, welche neben den beiden DVDs „You Enter Germany“ 1 und 2 zu den „Historisch-Literarischen Wanderwegen“ umfängliche audio-visuelle Downloads anbietet, die hervorragend als Begleitinformation auf Wanderungen wie dem „Westwallweg“ , dem “Ochsenkopfweg“ oder dem „Kall-Trail“ geeignet sind. Diese Literaturhinweise sind keineswegs vollständig, insbesondere finden sich auch im Internet zahlreiche Informationsseiten, z. B. auf „Scorpio´s Website“ oder des Heimatbund Schmidt e. V. – www.heimatbund-schmidt.de -, beide mit z. T. beeindruckenden Berichten von Zeitzeugen.

Wir werden Sie weniger mit Wandervorschlägen der klassischen Art versorgen, sondern Ihnen militärhistorisches Kartenmaterial auf moderne Karten projiziert anbieten, das es Ihnen ermöglicht, die Ereignisse in die heutige Geographie ein zu ordnen. Dabei wollen wir nach Möglichkeit Darstellungen von beiden Seiten verwenden, allerdings ist anzumerken, dass die Quellenlage auf amerikanischer Seite wesentlich ergiebiger ist als auf der deutschen. Das geht sogar soweit, dass ein amerikanischer Autor sich sehr detailliert mit der Historie und dem Schicksal eines deutschen (!) Militärverbandes auseinander setzt (Douglas E. Nash: Victory Was Beyond Their Grasp; With The 272nd Volks-Grenadier Division From The Hürtgen Forest To The Heart Of The Reich).

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